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    #19 Der Potcast: Cannabis, Hype oder Hope?

    31. März 2019

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    Prof. Dr. med. Harald Schmidt

    Heute gibt es einen Potcast. Es geht um Cannabis, Marihuana, Weed oder eben Pot, um die medizinischen Anwendungen und eine wissenschaftlich fundierte Nutzen/Risikobetrachtung. //  




    Was ist was? //  

    Für diejenigen, die nicht gelegentliche Kunden niederländischer coffee shops etc. sind zunächst ein paar Definitionen: //  


    • Cannabis ist der lateinische Name der Gattung Hanf. Verschiedene Sorten existieren bzw. wurden gezüchtet, die entweder einen höheren Gehalt an psychoaktivem THC oder an nicht-psychoaktivem CBD aufweisen. Cannabis indica hat einen höheren, Cannabis sativa einen niedrigeren THC/CBD Quotient.  //  


    • Marihuana aus dem Mexikanischen, nicht mit “J” und hat nichts mit Mary Jane zu tun, (auch Gras, Weed, Pot, Ganja) sind die getrockneten, harzhaltigen Blüten und die Blüten-nahen, kleinen Blätter der weiblichen Hanfpflanze/Cannabis. Gesetzliches Marihuana als Trivialname für die gesamte Pflanze verankert. Es heißt im BtMG: Cannabis (Marihuana, Pflanzen und Pflanzenteile der zur Gattung Cannabis gehörenden Pflanzen) //  


    • Haschisch, aus dem Arabischen, (auch Hasch, Shit) wird fälschlicherweise oft synonym verwendet ist aber das Harz, das aus Pflanzenteilen der weiblichen Hanfpflanze gewonnen wird, zu Platten oder Blöcken gepresster Extrakt. Einzelne Stücke Piece. Nach Farbe: Schwarzer Afghane, Roter Libanese, Grüner Türke (aus Marokko). Das Haschisch wird erhitzt, zerkrümelt und (häufig zum leichteren Anbrennen mit Tabak oder Knaster vermischt) in einem Joint, in einer kleinen Pfeife oder Bong geraucht. Außerdem wird es in Form von Keksen oder Kuchen (space cookies oder space cakes) gegessen. //  


    • Cannabinoide machen bis zu 80 % des Harzes aus. Bislang wurden insgesamt 113 verschiedene Cannabinoide identifiziert, deren Wirkungen im Detail meist noch unbekannt sind. Die aktuell am häufigsten diskutierten Cannabinoide, die vermutlich hauptsächlich für die therapeutischen Effekte verantwortlich sind, sind Cannabidiol (CBD) und das psychoaktive Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC). THC kann bis zu 30% ausmachen, variiert aber stark. Unter Kunstlicht gezüchtete Cannabispflanzen sind reicher an THC als die Pflanzen aus den traditionellen Anbaugebieten Marokko und Afghanistan. Beide, CBD und THC, können sowohl einzeln als auch in Kombination ärztlich verordnet werden. Die Wirkspektren von CBD und THC ergänzen sich möglicherweise gegenseitig, z.B. bei der Schmerzlinderung: THC ist antiemetische, appetitanregende und muskelrelaxierend und ergänzt sich mit der antikonvulsiven, neuroprotektiven und angstlösenden Wirkung des CBD.  //  




    Rechtliches //  

    Der Besitz, Handel und Konsum von Marihuana und anderen Cannabisprodukten wie Haschisch und Haschöl ist in den meisten Ländern verboten. Uruguay ist das erste Land der Welt, das bereits 2013 eine vollständige Legalisierung von Cannabis beschloss, Kanada 2018. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass auch die Niederlande Cannabis legalisiert hätten. Dort ist allerdings nur der Besitz von bis zu fünf Gramm Cannabis sowie der Verkauf nach engen Regeln an private Abnehmer durch Coffeeshops und nur an Niederländer toleriert. In den USA haben inzwischen neun Bundesstaaten Cannabis komplett legalisiert, Vermont sowie Washington D.C. den privaten Gebrauch, erlauben aber keine Verkaufsstellen; außerdem haben über die Hälfte der US-Bundesstaaten Cannabis als Medikament erlaubt. //  




    In Österreich und in Deutschland waren seit 2011 die zur Gattung Cannabis gehörenden Pflanzen und Pflanzenteile nur dann ein verkehrs- und verschreibungsfähiges Arzneimittel, wenn es in Zubereitungen vorliegt, die als Fertigarzneimittel zugelassen sind.  //  




    In Deutschland sind darüber hinaus seit dem 10. März 2017 auch Cannabisblüten und -extrakte als Arzneimittel zugelassen, wenn diese aus Anbau zu medizinischen Zwecken unter staatlicher Kontrolle beziehungsweise Importen stammen. //  




    Gefahren auch im Vergleich zu Tabak und Alkohol //  

    Mit einer neuartigen Methode zur Messung des Sterblichkeitsrisikos im Zusammenhang mit dem Konsum verschiedener legaler und illegaler Drogen haben Wissenschaftler aus Dresden und Toronto, Kanada, bestätigt, was frühere Studien schon gezeigt hatten: Alkohol ist am tödlichsten, während Marihuana am wenigsten riskant ist (SCIENTIFIC REPORTS, Band 5, Seite 8126, DOI: 10.1038/srep08126, https://www.nature.com/articles/srep08126). //  




    Laut der Studie stellt Alkohol auf individueller Ebene das höchste Sterberisiko dar, gefolgt von Nikotin, Kokain und Heroin, was darauf schließen lässt, dass die Risiken des Alkoholkonsums in der Vergangenheit wahrscheinlich unterschätzt wurden. Marihuana wurde als wesentlich weniger tödlich befunden und befand sich am anderen Ende des Spektrums. Dies stimmte mit früheren Forschungsarbeiten überein, die es stets als sicherste Genussmittel eingestuft haben. Dies ist zwar nicht das, was die Regierungen hören wollen, unterstreicht jedoch die Notwendigkeit, wissenschaftliche Beweise zu verwenden, während sie Richtlinien für den Konsum legaler und illegaler Drogen formuliert. //  




    Man stelle sich umgekehrt vor, Cannabis würde seit Jahrhunderten konsumiert, der Staat erhebt eine Cannabis-Steuer und verdient daran sehr gut, es gibt Edel-Cannabis das zu Höchstpreisen verkauft wird, und ein gutes Abendessen wird gern mit einem Joint beendet - und nun würde in alternativen Kreisen plötzlich 1. alkoholhaltige Gärprodukte Glucose/Stärkehaltiger Lebensmittel wie Weintrauben, Getreide oder Kartoffeln verbreitet, die zu schwersten Missbildungen bei ungeborenen Kindern und tödlichen Verkehrsunfällen führen, oder 2. Tabak-Pflanzen würden in Szene-Kreisen konsumiert, die das Risiko für einen Herzinfarkt 20-fach erhöhen, zum Auftreten einer vorher beinahe nicht gekannten chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sowie zu Lungenkrebs führen. //  




    Nebenbei, die landläufige Meinung eine kleine Menge Alkohol sei harmlos, 1 Glas Rotwein am Abend sogar gesund weil es das Herz-Kreislaufsystem schützen, sind leider falsch.- dazu ein anderes Mal. //  




    Bitte nicht falsch verstehen. Ich will dies alles nicht verteufeln, aber das eine als Genussmittel für Erwachsene, das andere als Rauschdroge zu bezeichnen, die prinzipiell verboten und nur innerhalb enger Grenzen medizinisch zugelassen wird, ist vollkommen unlogisch und unwissenschaftlich. //  




    Während die Bestandteile von Cannabis keine erheblichen Gesundheitsrisiken darstellen können, stellt das Rauchen von Cannabis aufgrund der Inhalation von Reizstoffen ein Risiko dar.  //  




    Nach Ansicht der Autoren wäre die Zeit besser auf das Risikomanagement von Alkohol und Tabak als auf illegale Drogen ausgerichtet. Bei Marihuana wäre eine Regulierung statt Verbot eine bessere und gerechtfertigte Vorgehensweise. //  




    Evidenzbasierte medizinische Anwendungen //  

    In Deutschland können Patienten seit dem 10. März 2017 medizinische Cannabisblüten (Cannabis flos) auf Rezept bekommen, wobei die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden können. Wissenschaftlich gesehen ist der Einsatz von Cannabisblüten eine Steinzeit-Therapie, schlecht standardisierbar, wie alle Naturprodukte.  //  




    Besser Einzelsubstanzen wie Dronabinol (Herstell-Sets für Apotheken für Kapseln oder Tropfen), synthetisch aber Struktur-identisch zu THC, und Nabilon (Fertigarzneimittel Canemes®), ein THC-Abkömmling, sowie die  die TCH und CBD-Kombination im ebenso Fertigarzneimittel Sativex® unterliegen in Deutschland der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung. //  




    Psychoaktiv: Therapie chronischer neuropathischer also durch nervenschädigung verursachte Schmerzen, wie Polyneuropathie und die postzosterische Neuralgie nach einer Gürtelrose. Weniger gut belegt ist die Wirksamkeit bei Tumorschmerzen und bei durch Multiple Sklerose verursachter Muskelspastik.  //  




    Antiemetisch: Nabilon, ein vollsynthetisch hergestellter THC-Abkömmling, wird bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen angewendet.  //  




    Appetit-steigernd: Eine durch Tumor- oder AIDS-Erkrankung verursachte Kachexie wird durch Nabilon gelindert. //  




    Cannabidiol (Epidiolex®) erhielt den Status eines sogenannten Orphan-Arzneimittels (AM für seltene Erkrankungen) zur Behandlung spezieller Epilepsieformen beim Kind, wie dem Lennox-Gastaut-, dem Dravet- und dem West-Syndrom. Die europäische Marktzulassung ist beantragt. Seit Dezember 2018 im Compassionate Use Programm an allen 45 von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie-zugelassenen Epilepsiezentren anwendbar. //  




    Zusammenfassung: //  


    • Cannabis ist relativ harmlos, aber nicht harmlos


    • Cannabis hat medizinische Relevanz in dem stark vom psychischen Zustand des Patienten abhängigen Gebiet der Schmerztherapie, wo auch sonst schon seit Jahren Psychopharmaka wie Antidepressiva zu einer leitliniengerechten Therapie gehören; seit neuestem auch bei seltenen Epilepsieformen bei Kindern. //  




    Pharma-Song: //  


    Der heutige Pharma-Song ist von Peter Tosh von dem 1976er Album Legalize It und trägt den gleichnamigen Titel. Und das Zitat lautet gleich am Anfang “Legalize it Don't criticize it”. Im weiteren Verlauf behauptet er “It's good for the flu, good for asthma, good for tuberculosis, even numara thrombosis”. Das kann ich natürlich nicht bestätigen und beschränke mich auf die eben genannten Evidenz-basierten Indikationen.


    https://itunes.apple.com/de/album/legalize-it/192806191?i=192806214&l=en //  




    Kontakt: //

    Wenn dieser Gratis-Podcast Ihnen gefallen bitte ich Sie als Gegenleistung um eine Bewertung/am besten 5 Sternchen auf iTunes; gerne auch schriftliches ein Feedback mit konstruktiven Kommentaren und Anregungen und Themenwünschen.   //




    Sie können mich auch gerne direkt auf einem der folgenden Wege kontaktieren:  //  




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