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Prof. Dr. med. Harald Schmidt
Jetzt auch noch Fieber? 39! Hab ich überhaupt richtig gemessen? Muss ich jetzt ein Fiebermittel nehmen? Oder besser zum Arzt?
Inhalt:
Ab wann Fieber?
Normal:
Erwachsene:
Wie gemessen?
Thermometer:
Infrarot-Thermometer im Ohr:
Wie entsteht Fieber bei Erkältung?
Immunreaktion angelaufen:
Schüttelfrost:
Zwingt zur Ruhe:
Schwitzen:
Wodurch kann die Körpertemperatur noch erhöht sein?
Maßnahmen
Fieber laufen lassen und schonen
Fieber senken
Nicht:
Wann senken?:
Wie senken?
Wadenwickel
Medikamente
Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure
Bei Kopfschmerzen ohnehin
Verminderte Immunreaktion widersprüchlich
Wann zum Arzt?
Säuglinge und Kleinkinder
Fieber sehr variabel
Paracetamol, aber...
Fieberkrämpfe
Wenn ein Kind erstmalig einen Fieberkrampf erleidet:
Kind zum wiederholten Male einen Fieberkrampf
Dreitagefieber
Kein Fieber und trotzdem Infektion?
Zusammenfassung:
Nächstes Mal://
Pharma-Song: //
Nächste Woche:
Fragen, Anregungen und Themenwünsche
Mehr Infos: //
Meine Bitte an Sie: //
Belege
Heute Teil 4 der Mini-Serie zur Erkältungszeit: Fieber.
Wieder viele praktische und wichtige Tipps
Ab wann Fieber?Normal:
Die Körpertemperatur unterliegt einer strengen Regulation.
Normale Schwankungen
Im Tagesverlauf um fast 1°C: 36,5-37,4°C:
In der zweiten Nachthälfte und morgens am niedrigsten
zum Abend hin am höchsten
Bei Frauen im fruchtbaren Alter steigt die Körpertemperatur nach dem Eisprung in der Zyklusmitte um etwa 0,5°C bis zur nächsten Monatsblutung und sinkt dann wiedert.
Es gibt keine einheitliche Definition. Vielfach ist schon ab 38,0°C:
Normal: 36,5-37,4°C (Kinder: 36,5-37,5 °C)
Erhöht: 37,5-38,1°C (Kinder: 37,6-38,4 °C)
Fieber: >38,2°C (Kinder: ≥38,5°C; Säuglinge < 3 Monaten: ≥38 °C)
Hohes Fieber: ≥39 °C
Extrem hoch (Hyperpyrexie): ≥40 °C
Hauttemperatur ≠ Körperinnentemperatur
An solchen Stellen Temperatur gemessen, die näher am Körperinneren: Po, Gehörgang, Mund
Thermometer:
Standard rektal: am genauesten, ca. 0,5°C unter Körperkerntemperatur; Für Babies Spezialthermometer mit weicher Spitze
Alternative: Unter der Zunge 0,3-0,5°C niedriger als rektal
Nicht geeignet:
Unter der Achsel bis zu 1,5°C niedriger als rektal
Stirn zu ungenau
Quecksilberthermometer
angenehmste Methode
Ohr zum Messen nach hinten oben ziehen, damit der Gehörgang begradigt wird.
Falsche Anwendung zu verfälschten Ergebnissen:
Ohrenschmalz
Zugluft
Bei Säuglingen und einigen Geräten durch engen Gehörgang erschwert
Erhöhung der Körpertemperatur keine Krankheit, sondern ein Symptom.
Auch in der Tierwelt weit verbreitet.
Immunreaktion angelaufen:
Zeigt bei Erkältung eine eine wirkungsvolle Immunreaktion an.
Schüttelfrost:
Weiße Blutkörperchen, beginnen zu arbeiten und schütten Stoffe aus, die u.a. in einer speziellen Hirnregion, den Sollwert Körpertemperatur nach oben hin verstellen.
Der Körper drosselt die Wärmeabgabe über die Haut, stellt die Blutgefäße enger,
die Betroffenen sehen blass aus, haben kalte Hände und Füße, Haut ist trocken.
Zugleich Gefühl, zu frieren, packen uns dick in warme Kleidung oder eine Bettdecke ein. Extrem Muskeln zittern um Wärmeproduktion zu erhöhen = Schüttelfrost.
Zwingt zur Ruhe:
Schützt indirekt vor Folgeerkrankungen wie Herzmuskelentzündung durch zu hohe Aktivität bei Grippeinfektionen.
Schwitzen:
In der Phase des Fieberabfalls gibt der Körper Wärme wieder ab: Blutgefäße weit, Haut ist gerötet und feucht, der Patient ist schweißgebadet, großer Durst, besonders wenn vorher zu wenig getrunken.
Wodurch kann die Körpertemperatur noch erhöht sein?
Zerstörung von Körperzellen, Abbauprodukte wirken fieberauslösend
Verletzung
Verbrennung, Sonnenbrand
Tumorerkrankungen oder der Zerfall eines Tumors
Arzneimittelnebenwirkung
Psychopharmaka (Neuroleptika)
Herz-Kreislaufmittel (Betablocker)
Impfung
Hitzschlag z.B. große körperliche Belastung bei starker Hitze/hoher Luftfeuchtigkeit:
unkontrolliert >40°C, kein Schwitzen, warme, gerötete, trockene Haut, lebensbedrohlicher Wärmestau, schneller Puls, schnelles Atmen, Muskelkrämpfe.
+ Zentralnervensystem beeinträchtigt (“Schlag”): Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Verwirrtheit, eventuell bewusstlos.
Ist Fieber notwendig/gesund/gefährlich?
Eher philosophisch: Die meisten Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Fische haben während einer Infektion eine erhöhte Kerntemperatur. Fieber Teil einer durch die Evolution konservierten Abwehrreaktion des Wirts. Unwahrscheinlich, dass sich der metabolisch teure Anstieg der Körpertemperatur erhalten hat, wenn er nicht dem Wirt zugute käme.
Ein Teil eines sehr wichtigen Signalwegs der Entzündungsreaktion, insbesondere früh regulierte Gene sind Temperatur-abhängig (Harper et al. 2018). Bei bakteriellem Infekt wirken einige Antibiotika bei höheren Temperaturen und einigen Bakterien besser, bei anderen nicht (Mackowiak et al. 1981).
Maßnahmen
Selbst extremes Fieber 41,1-42,2°C kaum Auswirkungen auf Sterblichkeit (Simon 1976), also vermutlich kein Risiko per se. Möglich Überanstrengung des Herz-Kreislauf-Systems.
Fieber laufen lassen und schonen
Strenge Bettruhe, um eine Überanstrengung von Herz und Kreislauf zu vermeiden.
In der Phase des Fieberanstiegs Organismus entlasten warm einpacken, eventuell Wärmflasche
Während des Fiebers viel trinken, denn der Körper verliert durch seine Überhitzung mehr Flüssigkeit als sonst.
In der Phase des Fieberabfalls Organismus entlasten durch kalte Wickel, ein feuchtes Tuch auf der Stirn, kühle Raumtemperatur und kühle Getränke.
Nach Impfungen
Bei Herz- und Kreislaufkranken in Absprache mit dem behandelnden Arzt um Belastung des Herzens zu vermeiden.
Kind bei hohem Fieber zunehmend erschöpft
Ab 38.5?
Wärmestau vermeiden. Bei heißer Haut feuchte, kühle Umschläge, Wadenwickel. Nicht eiskalt sein, sondern eher lauwarm. Bei Kindern um den Bauch; die Waden haben noch zu wenig Oberfläche, um einen merklichen Abkühlungseffekt zu erzielen.
https://www.apotheken-umschau.de/Wadenwickel
MedikamenteParacetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure
Keine ASS bei Jugendlichen (Dinakaran and Sergi 2018; Schrör 2016).
Paracetamol max. 20 St. à 500 mg, 10 g, auch nicht mehrere Packungen, dann Rp.; potentiell Leberschädigend
Ibuprofen 400 mg ohne Begrenzung: potentiell Nierenschädigend (insbesondere wenn zu wenig getrunken oder Vorschädigung) und Herz-Kreislaufrisiko erhöht
Alternierende Therapie möglicherweise effektiver als Monotherapie, aber Risiko für Therapiefehler erhöht (Section on Clinical Pharmacology and Therapeutics et al. 2011).
Maximal 3 Tage
Krankheitsverlauf verlängert:
Fiebernde Intensivpatienten, Sterblichkeit deutlich erhöht wenn schon ab 38,5°C und nicht erst ab 40°C antipyretisch behandelt (Schulman et al. 2005).
Kein Effekt auf Krankheitsverlauf:
Patienten mit Sepsis: kein Effekt auf Verlauf und Sterberisiko (Bernard et al. 1997)
Kritisch kranke Fieberpatienten: kein Unterschied Anzahl Intensivpflege-Tage oder Sterbewahrscheinlichkeit (Young et al. 2015).
Bleibt Fieber längere Zeit bestehen.
Fieber in Verbindung mit starken Kopf-, Bauch-, Bauch oder Gliederschmerzen, Durchfall und Erbrechen oder geschwollenen Lymphknoten.
Nach Reisen in die Tropen.
Fieber durch Nebenwirkung eines Medikaments
Fieber durch Impfung
Keine offizielle deutsche Leitlinie, aber von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) seit 2018 eine Elterninformation „Mein Kind hat Fieber“.
https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-fieber/
Fieber sehr variabel
Neugeborenen und sehr junge Säuglingen die Fähigkeit, mit Fieber zu reagieren, eventuell noch nicht voll ausgeprägt. Daher kann bei Messung „normaler“ oder nur „leicht erhöhter“ Temperaturen dennoch eine schwere Infektion vorliegen. Deshalb wird bei Säuglingen bis zum Alter von ca. 3 Monaten schon ab 38° Celsius von Fieber gesprochen.
Kind ungewöhnlich schlapp oder teilnahmslos, mag nicht, nur kurz oder schwach trinken oder zeigt eine veränderte Hautfärbung (blass, bläulich, rot), zum Arzt.
Andererseits gebe es aber Kinder, die selbst von hohem Fieber relativ unbeeinträchtigt bleiben und die dann auch keine Fiebersenkung benötigen. Eine absolute Grenze, ab der eine Fiebersenkung notwendig ist, gebe es nicht. Dem Experten Martin zufolge, schreibt Medscape, könne ein gesundes Kind auch 40 °C oder 41 °C Körpertemperatur gut aushalten.
Paracetamol, aber...
Mittel der Wahl und bei Fieber und Schmerzen ohne Altersbeschränkung zugelassen. Dosierung hängt von Alter und Körpergewicht ab und ist wegen der Gefahr der Lebertoxizität genau einzuhalten. Ca. 10-15 mg/kg Körpergewicht alle 4-6 h.
Fieberkrämpfe
Ein Fieberkrampf ist ein epileptischer Anfall nach dem ersten Lebensmonat, der in Verbindung mit einer fieberhaften Erkrankung meist bei Körpertemperaturen >38 °C auftritt.
Häufigste Form epileptischer Krampfanfälle. Risiko: versehentlich verletzen, Atempausen.
Kinder mit Fieberkrämpfen sind normal entwickelt und sonst gesund, insbesondere haben sie keine anderen Erkrankungen des Gehirns.
Betreffen etwa 3–5% aller Kinder, insbesondere Kleinkinder 6 Monaten-5 Jahre, am häufigsten um den 18. Lebensmonat.
Wenn ein Kind erstmalig einen Fieberkrampf erleidet:
Bei dem Kind bleiben
Ruhe bewahren
Auf die Uhr schauen, wie lange der Anfall dauert.
Kleidung wenn nötig lockern, damit frei atmen.
Auf keinen Fall Getränke oder Nahrung; könnte daran ersticken.
Rasch Kinder- und Jugendärztin/arzt oder Notärztin/arzt
Nach dem Anfall Körpertemperatur messen; Fieber ggf. durch Fieberzäpfchen und kühle Wickel senken.
Wenn länger als einige Minute dauert, Notfallmedikament (welches entscheidet Arzt)
In der Regel in einer Rektiole, die wie ein Zäpfchen gegeben wird.
Es gibt kein Mittel, einen erneuten Fieberkrampf zuverlässig zu verhindern, auch nicht durch konsequente Fiebersenkung; Krampfanfälle häufig im Fieberanstieg und deswegen nicht vorherzusehen.
Auch zum Thema Fieberkrämpfe hat die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin eine Elterninformation herausgegeben. https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-fieberkrampf/
Dreitagefieber
Fast alle Kinder bis zum Ende ihres 3. Lebensjahres.
Meist harmlos verlaufende Erkrankung durch das menschliche Herpesvirus Typ 6. Ansteckung durch Tröpfcheninfektion, also Husten und Niesen.
Plötzliches sehr hohes Fieber, 3-4 Tage anhält. Manchmal so abgeschwächt, dass nicht bemerkt, denn trotz des hohen Fiebers Allgemeinbefinden meist kaum oder gar nicht beeinträchtigt.
Sobald Fieber ebenso plötzlich wieder verschwunden, auf Brust und Rücken ein Ausschlag mit kleinen blass roten Flecken, der sich auf den ganzen Körper ausbreiten kann, selten auf Gesicht und Kopfhaut.
Nach ungefähr 2-3 Tagen verschwindet auch der Ausschlag, und die Infektion ist überstanden.
Erkrankung hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Um andere, schwerwiegendere Erkrankungen auszuschließen, in jedem Fall zum Kinderarzt.
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/krankheitszeichen/fieber/
Kein Fieber und trotzdem Infektion?
Neugeborenen und jungen Säuglingen können schwere Infektionen haben ohne Fieber, besonders wenn durch Grunderkrankung oder Medikamente Immunsystem beeinträchtigt.
Nur Trinkunlust, Veränderung der Hautfarbe oder Berührungsempfindlichkeit oder andere ungewöhnliche Zeichen; dann auch zum Kinderarzt, auch ohne Fieber.
Zusammenfassung:
Ab ca. 38°C
Weder klare Datenlage ob sinnvoll oder gefährlich, ebenso nicht ob sinnvoll oder gefährlich Fieber zu senken
Nach Leidensdruck, z.B., Kopfschmerzen
Schonen: Risiko für tödliche Herzmuskelntzündungen und plötzlichen Herztod
Risiken der Arzneimittel sollten bekannt sein:
ASS nicht an Jugendliche generell
Paracetamol hohes Risiko für tödlichen Leberschaden
Ibuprofen Nieren- und Herz-Kreislaufrisiko
Kinder
Fieberkrämpfe sind nicht ungewöhnlich, klare Anleitung
Ebenso Dreitagefieber
Wann zum Arzt:
Längere Zeit, starken Schmerzen, Durchfall/Erbrechen, geschwollenen Lymphknoten
Kinder: Ungewöhnlich schlapp oder teilnahmslos, mag nicht, nur kurz oder schwach trinken, Haut blass, bläulich, rot
Nach Reisen in die Tropen.
Nebenwirkung eines Medikaments
Nach Impfung
Kombipräparate
Pharma-Song: //
Playlist: https://music.apple.com/de/playlist/pharmasongs/pl.u-DkqZotg5P1g
Der heutige Song lautet
“Paracetamol”
von EZ
2019er Single
Zitat: “Gib mir Paracetamol”.
Link
https://music.apple.com/de/album/paracetamol/1471292361?i=1471292363&l=en
https://open.spotify.com/album/4T2YdLXin6dDiz7MeHiqkt?si=XmOpH8krQCmkbzH3uLsWjg //
Nächste Woche:
Die so beliebten Kombimittel wie Grippostad® und WICK® MediNait.
Fragen, Anregungen und Themenwünsche
Voicelin.fm: https://voicelink.fm/gesuendermitpraktischermedizin
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Ich werde Ihre Fragen in der nächsten Episode beantworten.
Mehr Infos: //
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Täglich aktuelle und valide Infos und Links zu Therapie, Vorsorge, Ernährung //
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