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Prof. Dr. med. Harald Schmidt
Heute geht es innerhalb einer kleinen Serie zum Bereich Ernährung um das Thema Zucker und Kohlehydrate. //
Diabetes
Typ 2 / 9-10% der Bevölkerung, ca. 8 Mio. Diabetiker
In den 50er Jahren 1%
Lifestyle
Typ 1 nimmt auch zu / andere Ursachen
Zusammenhang Zucker → Diabetes/HKL?
1 Zucker-gesüßtes Getränk/Tag Diabetes-Risiko (unabhängig von Gewichtszunahme) +13%.
https://doi.org/10.1136/bmj.h3576
Länder
mit höchsten Zuckerkonsum, höchsten Typ-2-Diabetes-Raten
mit niedrigsten Verbrauch, die niedrigsten Raten
https://doi.org/10.1186/1471-2458-14-186
Zusammenhang Zucker → Diabetes auch nach Kontrolle der
Gesamtkalorienzufuhr,
Körpergewichts,
Alkoholkonsums und
körperlicher Bewegung
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0057873
→ WHO max. 10% der täglichen Kalorien durch zugefügte Zucker
https://doi.org/10.1111/ijpo.12235
ZuckerlobbySugar Research Foundation (SRF) und der Der Harvard Skandal
https://www.srf.ch/play/tv/redirect/detail/116b34f9-c87a-4819-8058-75b08fd33232
https://www.nytimes.com/2016/09/13/well/eat/how-the-sugar-industry-shifted-blame-to-fat.html?action=click&contentCollection=Opinion&module=Trending&version=Full®ion=Marginalia&pgtype=article
In den fünfziger Jahren unverhältnismäßig hohe Raten der koronaren Herzkrankheit (KHK) bei amerikanischen Männern zu Studien über die Rolle von Ernährungsfaktoren, darunter Cholesterin, übermäßige Kalorien, Aminosäuren, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe.
In den 1960er Jahren traten zwei prominente Physiologen divergente Kausalhypothesen:
Yudkin identifizierte zugesetzte Zucker
Keys Gesamtfett, gesättigtes Fett und Cholesterin.
Im Jahr 1962 machte sich der Sugar Research Foundation (SRF) Sorgen, dass fettarme, zuckerreiche Diät den Cholesterinspiegel und Fettsäuren im Serum erhöht, Fructose verantwortlich (Yudkin).
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/13450357, 14149218, 14295501, 14295500, 14295502
SRF Projekt 226 Yudkin zu widerlegen. Führte zu einer Literaturübersicht, die die Finanzierung und Beteiligung des SRF nicht erwähnte, und kam zu dem Schluss, dass kein Zweifel bestand, dass die einzige diätetische Intervention zur Verhinderung von KHK darin bestand, das Cholesterin in der Nahrung zu senken und gesättigtes Fett in der amerikanischen Diät durch mehrfach ungesättigtes Fett zu ersetzen. Ignoriert wurden:
Epidemiologische Nachweise wurden ignoriert, da viele Faktoren ein Rolle spielen können
Klinische Kurz-Zeit-Studien mit hohen Saccharose-Dosen da nicht mit normaler Diät vergleichbar.
Mechanistische Tierversuchs-Studien wegen mangelnder Übertragbarkeit Tier-Mensch.
Daraufhin Cholesterol-arm, ungesättigte statt gesättigte Fette, Margarine statt Butter.
https://www-ncbi-nlm-nih-gov.ezproxy.ub.unimaas.nl/pubmed/5339697
https://www-ncbi-nlm-nih-gov.ezproxy.ub.unimaas.nl/pubmed/5339699
Deutschland: Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V. (WVZ)
die zentrale Lobbyorganisation der deutschen Zuckerindustrie
Unter Deckmantel einer unabhängigen wissenschaftlichen Aufklärungskampagne betreibt die Zuckerlobby den Tarnverein "Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten (IME)".
Aktionsspiel für Kindergärten; Zucker sei keinesfalls Hauptverursacher von Karies.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2016-10/zuckerlobby-tarnverein-zahngesundheit
Weißbuch Entscheidend ist die Energiebilanz
https://www.schmecktrichtig.de/wp-content/uploads/2017/12/Schmeckt_Richtig_Pocketguide_Entscheidend_ist_die_Energiebilanz.pdf
- Nestle
https://www-ncbi-nlm-nih-gov.ezproxy.ub.unimaas.nl/pubmed/26595855 - Tabakimdustrie
https://www-ncbi-nlm-nih-gov.ezproxy.ub.unimaas.nl/pubmed/12415145
Vitaminkonzerne
Salzhersteller
Wie funktionieren Kohlehydrate/Zucker und Insulin?
KH, Fett, Eiweiß
KH: einzelne Zucker, zwei Zucker, lange Ketten (Stärke)
Was ist Zucker?
Sucrose/Speisezucker (Rohrzucker aus Zuckerrohr/Rübenzucker aus Zuckerrüben) =
Glucose (Traubenzucker, älter Dextrose) + Fructose (Fruchtzucker)
Milchzucker/Laktose (Glucose-Galaktose)
“Brauner Zucker”
Rohzucker: nicht so stark gereinigter aus Zuckerrohr oder Rübenzucker, bräunliche Farbe, Melasse, einen dunkelbraunen Zuckersirup, und geringe Mengen an Mineralstoffen und Vitaminen, die gesundheitlich jedoch nicht von Bedeutung; Eigengeschmack – meist nach Karamell und Melasse – und ist daher aromatischer als normaler Haushaltszucker
Brauner Zucker: gefärbter weißer Zucker durch Zusatz von dunkelbraunen Zuckersirup (zum Teil aus Rohrzucker)
Viele andere Süßstoffe, die als "natürlich" vermarktet werden, ebenfalls Zusatzzucker:
Agavensirup,
Kokoszucker und
Rohrzucker.
Stoffwechsel
Eiweiß/Aminosäuren (einige essentiell) nicht aus Fett oder KH
KH=>Fett
Fett=>Aceton->KH
https://journals.plos.org/ploscompbiol/article?id=10.1371/journal.pcbi.1002116
Wie werden KH verwertet
Lange Ketten, im Mund schon und Darm abgebaut (Amylasen)
Malzzucker (Glucose-Glucose) schnell aus Weißmehl, schon im Mund abgebaut: süß
Sucrose durch Sucrase nochmal gespalten in Mono
Laktase spaltet Laktose (im Alter weniger, individuell schwankend, dann Laktose nicht gespalten, nicht aufgenommen, landet im Dickdarm, Bakterien vergären, Blähung, Schmerzen; keine Allergie)
Dann Monos Glucose, Galaktose, Fruktose aufgenommen
Auch wieder eine Variante: Fruktose hat einen eigenen Transporter, der wieder etwas geringer vorhanden sein kann, wieder schlechter aufgenommen, Fructoseverwertungsstörung häufig und harmlos, Darm, Blähung, Schmerzen ≠ seltene Fructoseintoleranz Gendefekt in der Leber, Aldolase B, Fructose nicht in Glucose, häuft sich in der Leber an, Leverversagen, Unterzucklerung => keine fructose-, saccharose- und sorbithaltigen Lebensmittel, kein Inulin (Topinambur und Artischocken), kein Honig und Invertzucker. Genügend andere Lebensmittel
https://www.netdoktor.at/therapie/xy-wie-wird-fructoseintoleranz-behandelt-6910983
Aufnahme in Gewebe
Insulin aus Bauchspeicheldrüse, ermöglicht Aufnahme von Glucose in Gewebe, z.B. Muskel
Fructose ohne Insulin: Früher Diabetiker-Schokolade: wird aber in der Leber verstoffwechselt, bleibt dort und zu Fett, Nicht-alkoholische Fettleber; heute nicht mehr, bleibt Risiko-Zucker für Diabetiker, z.B. 50% vom Speisezucker
https://doi.org/10.1016/j.metabol.2011.01.008
Zu viel Glucose: dann als Stärke/Glykogen gespeichert
Wenn Speicher voll, als Fett unbegrenzt
Organschäden, u.a. Niere: Zucker im Urin = Diabetes mellitus
Glykämischer Index
Zucker schnell im Blut, langkettige KH langsam
Lebensmittel mit einem hohen GI führen zu einem hohen oder lang andauernden Blutzuckerspiegel, was dann zu einer starken Ausschüttung von Insulin führt. Das wiederum führt zu einer Steigerung der Aufnahme von Glukose in Muskel- und Fettzellen und regt auch die Fettspeicherung und die Kohlenhydratspeicherung in Form von Glykogen an.
starke Abfall des Blutzuckerspiegels bei Lebensmitteln mit hohem GI zu Veränderungen im Verdauungsprozess einschließlich eines Hungergefühls[6] und dadurch zur erneuten Nahrungsaufnahme führt.
C. K. Rayner, M. Samsom, K. L. Jones, M. Horowitz (2001) Relationships of Upper Gastrointestinal Motor and Sensory Function With Glycemic Control. Diabetes Care 24:371–381.
S. B. Roberts (2001) High-glycemic index foods, hunger, and obesity: is there a connection? Nutr Rev 58:163–169.
Die Umstellung auf Nahrungsmittel mit geringerem GI und glykämischer Belastung (GL) scheint bei Übergewichtigen eine wirkungsvolle therapeutische Maßnahme darzustellen.
Ludwig DS, Majzoub JA, Al-Zahrani A, Dallal G, Blanco I, Roberts SB. (1999) High glycemic index foods, overeating, and obesity. Pediatrics 103: e26.
Spieth LE, Harnish JD, Lenders CM, Raezer LB, Pereira MA, Hangen SJ, Ludwig DS. (2000) A low glycemic index diet in the treatment of pediatric obesity. Arch Pediatr Adolesc Med 154:947-951.
Ebbeling CB, Leidig MM, Sinclair KB, Hangen JP, Ludwig DS. (2003) A reduced glycemic load diet in the treatment of adolescent obesity. Arch Pediatr Adolesc Med 157:773-779.
Ludwig DS (2002) The glycemic index: physiological mechanisms relating to obesity, diabetes and cardiovascular disease. JAMA 287:2414-2423.
Versteckter Zucker
Salatdressings (French, Vinaigrette) bis zu 7g pro Portion
Suppen und Saucen bis zu 12 g pro Portion
Frühstücks-Smoothies, hier Fructose der Früchte, plus und Säure zusätzlich zahnschädigend, dagegen hilft Milch alkalisch, aber es bleibt die Fructose
Frühstücks-Riegel und -Joghurts, fettarm, Inhaltsangabe, weiter oben, mehr %
Brot, Sandwiches 1 Teelöffel pro 2 Scheiben
Alkoholika: 1 Glas Cider oder 1 doppelter Sherry 20g. Neben Alkohol selbst
Zucker macht süchtig - Das Belohnungssystem
Elementare Lebensbedürfnisse (Überleben der Art)
Trinken
Essen
Sex
Schutz und Versorgung der Nachkommen
Anblick geliebter Menschen / Gruppenzugehörigkeit
Werden sie befriedigt, stellen sich Glücksgefühle ein.
Verlangen und die Aussicht auf Belohnung motivieren zum Handeln.
Dafür sorgt das neuronale Belohnungssystem im Gehirn, das dann von Botenstoffen (Dopamin) durchflutet wird.
Schafft Wohlgefühl
lässt Menschen agieren
oder stürzt sie in Sucht und Unglück.
Zucker ist ein Suchtmittel, bedient Essen-Bedürfnis Kick:
Ein Auslöser von außen, etwa der Anblick oder der Duft des leckeren Stückchens Schokotorte, lässt das limbische System reagieren, generiert einen Drang,
den die Großhirnrinde als bewusstes Verlangen erfasst,
gibt dem Körper die Anweisung, dieses Verlangen zu stillen.
Ist der erste Happen im Mund Dopamin ausgeschüttet und an die Hirnrinde zurückgesandt;
Gedächtnis und Lernen.
Kleinkind, das erste Mal Schokolade genascht, immer wieder nach Süßem verlangt.
Einige fordern es als psychische Erkrankung einzustufen
Andere: i.U. zu anderen Suchtstoffen nicht trocken, geringe Mengen normal
Kontrollierter Umgang erlernbar
Entzugssymptome: Depressiv, antriebsarm
Nicht KH-Entzug sondern Zucker-Entzug
Wie bei jeder Sucht: Entzug-Programm, z.B. That Sugar Movement
Viele kommerzielle Kurse, nicht beurteilbar
Patientenbetreuungsprogramme ineffektiv
Zucker-Ersatzstoffe
Kalorienarme oder -freie Süßungsmittel wie
Aspartam,
Sucralose oder
Stevia/Stevioside.
Langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen unsicher.
Systematischer Review und Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien und prospektiver Kohortenstudien. Kein Vorteil auf Gewichtsmanagement.
Beobachtungsdaten:
erhöhter BMI- und kardiometabolisches Risiko.
Verändern sie die Magen-darm-Flora,
induzuieren Glucose-Intoleranz, ein Vorstadium von Diabetes.
https://doi.org/https://doi.org/10.1503/cmaj.161390
https://www.nature.com/articles/nature13793
Antidiabetika
Gemäß Senkung des Herz-Kreislauf-Risikos
Vorsicht, diätetisches Fehlverhalten wird bezüglich Zuckerspiegel scheinbar “korrigiert”
Bei weitem nicht alle Spätfolgen verhindert
NNT Metformin 14 Tod
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9834750
https://ebm.bmj.com/content/ebmed/4/1/11.full.pdf
Wahl: Metformin, schützt HKL, nicht die Niere
Wahl:
glucagon-like peptide 1 receptor agonists,
dipeptidyl peptidase 4 inhibitors, and
sodium-glucose cotransporter 2 inhibitors
Sulfonylureas and
basal insulin
https://doi.org/10.1016/j.numecd.2017.04.009
https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2018.6125 //
Zusammenfassung: //
Meiden Sie Mono- und Di-Zucker, Rohrzucker, Rübenzucker, Traubenzucker, Fruchtzucker wo es geht; kein Weißmehl; keine prozessierten/Fertig-Nahrungsmittel; und wenn dann schauen sie auf die Zusammensetzung und Reihenfolge; vorsicht fettarm!
Stattdessen wo immer möglich Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index, langkettige Kohlenhydrate, Vollkornmehl (weitere Vorteile über Kohlehydrate hinaus), maßvoll, d.h. ca. ein oder zwei Fünftel des Tellers und eher am Morgen als am Abend, da Eiweiß langanhaltender sättigt
Machen Sie sich klar zählen Sie mit Apps wie viel sie an Kalorien zu sich nehmen und eigentlich brauchen
Sind Sie sich im klaren, dass Zucker ein Suchtmittel ist und dasselbe Belohnungssystem wie viele Drogen ansteuert; fast wie ein Alkoholiker, waren Sie mal Zucker-süchtig müssen Sie ein Leben lang dagegen ankämpfen und sich in Acht nehmen müssen, Selbstbeherrschung, Disziplin! Andere Belohnungs-Auslöser finden für unser Dopamin-süchtiges Gehirn
Lassen Sie Zuckerersatzstoffe/Süßstoffe weg; Sie bieten überraschenderweise keinen Vorteil
90% der Patienten die jetzt Diabetiker sind, wären es in den 50er Jahren nicht gewesen, sind dann und müssten auch heute ohne Antidiabetika auskommen (und auch ohne Blutdruckmittel) //
Pharma-Song: //
Der heutige Song ist von der
Band “Maroon 5” aus Los Angeles
vom 2014er Deluxe-Album “V” und
trägt den Titel “Sugar”
Zitat: “Your sugar, Yes, please, Won't you come and put it down on me, I'm right here, 'cause I need, …, Need a little sweetness in my life” Zucker - Liebe - Abhängig
https://itunes.apple.com/de/album/you-are-what-you-eat/1437897327?i=1437897551&l=en //
Kontakt: //
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