Maria Nikolai Robert Prosser und Moritz Seibert. Bühne frei für Bonn, Berlin und Beirut.
Tatsächlich geht eine Ausgabe von dem etwas anderen Bücherpodcast erstmals an einem dritten Oktober online. Passenderweise. Denn im Jahr 2025 ist der Tag der Deutschen Einheit ein ganz besonderer: wir feiern 35 Jahre Wiedervereinigung.
Wirklich? Wir? Feiern? „Ich hoffe, dass wir all die politischen Entwicklungen, die wir in Gesamtdeutschland sehen gut ausgehen und diese Deutsche Einheit der große Erfolg wird, der sie damals zu sein schien.“ Ja, es gibt mehr Gründe zu feiern, als zu hadern. Moritz Seibert ist Intendant des Jungen Theaters Bonn, das unter seiner Leitung das bestbesuchte Theater für junges Publikum in Deutschland wurde, „hat die Teilung noch erlebt als Bürger West-Berlins“ bevor er dann noch in der Kindheit nach Bonn gezogen ist, in die damalige Bundeshauptstadt. „Ein Glück der Geschichte“ für Maria Nikolai, die sich auch noch an dunkle Zeiten erinnert, „an eine Reise mit der Theatergruppe, ich bin mit meinem damaligen Freund im Auto vorangefahren. Es gab ja diese Transitstrecke durch die Gebiete der ehemaligen DDR, das war schon beklemmend. In West-Berlin war es dann wieder anders, aber man stieß immer wieder vor die Mauer, immer wieder endeten Straßen und es ging nicht weiter.“ Davon hat Robert Prosser nur noch Überreste gesehen, „als er mit 20 für ein Jahr nach Berlin gegangen ist. Das war 2004, da war noch etwas von diesem Geist da, der Geist von diesem dreckigen Berlin, der war vor. Fünf Jahre später weg.“ Für den Ex-Graffiti-Sprayer ein Muss: natürlich die East-Side Gallery. Ansonsten verbindet der Österreicher neben Bildern aus der Kindheit („der Auftritt von David Hasselhoff zum Beispiel“) den Fall der Mauer aber tatsächlich eher mit der Öffnung des Eisernen Vorhangs, „als im Sommer 1989 der damalige Außenminister mit seinem ungarischen Kollegen den Grenzzaun durchschnitt.“ Bei sprengerspricht der Buchpreisträger aus der Alpenrepublik nicht nur, er rappt sogar – stellt auch auf diese Weise Das geplünderte Nest vor, seinen teils biographischen Roman, der zwischen Beirut und den Tiroler Bergen angesiedelt ist. Mit der Musikeinlage (zu hören am Ende der ersten Parts) macht er nicht nur Maria Nikolai klar, „dass Du von der Bühne kommst, dass Du einem ganz anderen Ansatz des Erzählens folgst aus einer ganz anderen Erfahrung, die bei mir überhaupt nicht da ist!“ Wobei: die Bestsellerautorin inszeniert ihre Lesungen „mit Kino-Feeling“ das heißt inklusive Filmausschnitten. Was natürlich bei ihrem Zweiteiler, Little Germany, einen Auszug aus der Geschichte eines deutschen Viertels Anfang des 20. Jahrhunderts in Manhattan gibt´s am Ende der Podcast-Ausgabe zu hören, besonders eindrucksvoll und „auch tatsächlich nicht preisgünstig zu produzieren ist.“ Moritz Seibert geht einen ganz anderen Weg: Das letzte Aufgebot „ist ja aus der Ich-Perspektive geschrieben, aus der eines 15jährigen, da kann ich mich ja schlecht selbst bei Lesungen hinsetzen.“ Deshalb hält er sich auch da im Hintergrund, lässt einen jungen Schauspieler erzählen. Wie das klingt? Wie das aussieht? Eine Theateraufführung gibt´s zumindest im Stream zu sehen. Spätestens dann, wenn Moritz Seibert über seinen persönlichen Bezug berichtet, ist klar: auch das ist ein Stück Deutsche Geschichte. Eins, das ebenfalls zum Innehalten einlädt, wie auch der Tag der Wiedervereinigung.
partI Einheit in Deutschland
part II Sprayer in Beirut
part III Enklave in Manhattan
guests
Maria Nikolai
Robert Prosser
Moritz Seibert
books
Maria Nikolai – Little Germany - Der Geschmack von Freiheit
Robert Prosser - Das geplünderte Nest
Moritz Seibert – Das letzte Aufgebot
cover: jennie_laluna
voice: miriam sinno
music
sprengerspricht impro – by toby gad
[email protected]
- 00:00:34 Einheit in Deutschland
- 00:42:36 Sprayer in Beirut
- 01:43:50 Enklave in Manhattan
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